Die Psychologie der Heißhungerattacken

Trieb außer Kontrolle

Heißhungerattacken (auch Fressattacken genannt) gehören dazu, wenn man abnehmen will. Letztlich hat jede Art des Abnehmens, ob durch spezielle Diäten, Bewegungsprogramme oder komplizierte Ernährungsumstellungen das gleiche Ziel: Die Energiezufuhr niedriger halten, als den Energieverbrauch. Auch „Abnehmen mit Achtsamkeit“ funktioniert so. Soweit die Physik.

Aber aus Sicht der Psyche sieht die Sache anders aus. Sie brüllt und schreit: „Du nimmst mir was weg!!!“ Die Befriedigung des Ernährungstriebes ist nämlich für die Seele sehr häufig so schön, wie Sex. Und durch den Wunsch abzunehmen wird nun dieser immer wiederkehrende Dopaminausstoß reduziert.

Das ist für die Psyche inakzeptabel.

Dann staut sich der Drang nach Zufriedenheit und Glück und entlädt sich in einer Fressattacke. Ein kleiner oraler Orgasmus.

(Höre die Geräusche, die du bei der Befriedigung durch eine Fressattacke machst und du verstehst, was ich meine).

Das Problem kann angegangen werden, aber nicht, indem man das Entstehen der Fressattacken weghaben will (die werden kommen, ob man will, oder nicht), sondern, indem man weiß, dass es sich um einen Triebwunsch der Psyche nach einem oralen Orgasmus handelt. Dann hält man kurz inne, erinnert sein Ziel, lässt die Hände von der Nahrung und gaaaaanz wichtig: Eine Alternative/Ablenkung bereit halten.

Das kann ein Gespräch sein, aber auch ein Kaugummi (blockiert die Mundhöhle), Bewegung (schnell mal ein paar Liegestütze oder Kniebeugen) oder sein Musikinstrument nehmen und schnell mal ein Stück spielen (für die Musiker unter uns) oder das Smartphone nehmen und ein Ablenkungsspiel spielen (oder nochmal die Zusammenfassung des Videokurses „Abnehmen mit Achtsamkeit“ anschauen).

Ist es dann doch passiert, nicht verzweifeln. Eine verlorene Schlacht ist kein verlorener Krieg.

Dr. Christian Aheimer

2019-05-18T09:38:13+00:004. Mai 2019|Achtsamkeit, Allgemein, Ernährung|
error: